Autor dieser Seiten:  Detlef Knick - Berlin 
 
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Wiener Stutzuhr als Portaluhr - 1820-1850 
 
  
Wiener Portaluhr
Stutzuhr Biedermeier 1820-1850 
 Der Wiener Volksmund sprach auch von
Hausmeister- oder Hausherrenuhr
 
 
Typische Bauweise einer Wiener Stutzuhr - auch als
Portaluhr oder auch als Säulenuhr bezeichnet.
 
In Österreich als Kommodenuhr bekannt.
Gangdauer ca. 40 Stunden.
 
Ankerhemmung und Rechenschlagwerk.
 
Viertelstunden-Repetierschlag mit vollem Nachschlag
(Wiener Schlag) auf 2 Tonfedern.
 
Alabastersäulen, schwarz gebeizter,
mit Schellack polierter Holzkorpus.
 
Höhe = 70 cm     Breite = 36 cm
 
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Die Wiener Portaluhr
Säulenuhr - Stutzuhr - Stockuhr
 
Begriffsbestimmung   Beschreibung    Technik   Historie
 
 
Der Begriff STOCKUHR oder auch STUTZUHR ist eine Bezeichnung für eine im Verhältnis zu den Bodenstanduhren kurze und scheinbar gestutzte Standuhr.
 
Im 16. u.17. Jahrhundert auch STÖTZER genannt. Sie wurden auf Tische, Kommoden, Kaminen usw. gestellt.
In Österreich hat sich heutzutage dafür auch der Begriff Kommodenuhr eingebürgert.
 
So werden diese Begriffe also als Synonym gebraucht. Der Begriff STOCKUHR bezeichnet meist eine Uhr aus dem süddeutschen Raum oder aus Österreich ab 1815.
 
Hier wird also eine Stockuhr in Form einer Portaluhr vorgestellt.
 
Die hier abgebildete PORTALUHR besteht aus einem schwarz gebeizten Holzsockel aus Weichholz.
Beide Säulen bestehen aus Alabaster. Gesamthöhe 70 cm. Breite 36 cm.
 
Alabaster ist eine sehr häufig vorkommende mikrokristalline Variante des Minerals Gips.
Chemisch handelt es sich um ein Calciumsulfat. Alabaster hat nur optisch eine gewisse Ähnlichkeit mit Marmor. Seine Farbe kann je nach Fundort weiß, hellgelb, rötlich, braun oder grau sein.
 
Die Kapitelle auf den Säulen sind aus Holz gefertigt.
 
Im Sockel und im Oberteil befinden sich kolorierte Holzstiche mit Darstellungen von kleinen Städten.
Im Oberteil - links und rechts - hinter Glas künstlich nachgebildete Pflanzen.
 
 
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Auch in England waren Stockuhren als sog. Bracket-Clocks sehr verbreitet. Die früheste in Frankreich gebaute Stockuhr ist die Religieuse.
 
Stockuhren hatten oft eine einfache Bauform (Holzkästen), dagegen sind Stutzuhren eher in der Form elegant und aufwendiger gearbeitet.
 
Diese Stockuhrwerke wurden in kleinen Sonderbetrieben in Wien hergestellt und in großen Mengen nach dem Osten - Polen, Ungarn, Balkan - exportiert. Dort lokal zusammengebaut und auch - meist am Zifferblatt - signiert.
 
Automatenfiguren wie Schleifer und Schmiede, Glockenschläger und andere sind beliebte Attribute.
Es gibt viele verschiedene Ausführungen dieser Uhrentype.
 
In viele dieser Stockuhren - besonders bei Portaluhren - wurde im unteren Sockel eine Walzen-Spieldose (Spieluhr) eingebaut. Die spielte ihre bezaubernde Melodie z.B. nach  jeder vollen Stunde ab.
 
 
 
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Das Wiener Stockuhrwerk war im süddeutschen Raum und Österreich zwischen 1820 - 1850 üblich, und hatte eine Gangdauer von ca. 40 Stunden. Fast immer ist - wie auch bei der hier gezeigten Uhr - ein sog. voller Viertelstunden-Repetierschlag auf 2 verschieden klingenden TONFEDERN vorgesehen.
 
 
 
 
  Das 4/4 Schlagwerk
Wiener Vierviertel Schlagwerk mit vollem Stunden-Nachschlag
 
 
Fast immer ist - wie auch bei der hier gezeigten Uhr - ein sogenannter voller Viertelstunden-Repetierschlag auf zwei verschieden klingenden TONFEDERN vorgesehen.
 
Es gibt verschiedene Bezeichnungen dafür:
Vierviertelschlag mit vollem Nachschlag
4/4-Schlag
Wiener Vierviertelschlag
Wiener-Vollstundenschlag.
 
Dabei wird nach jedem Viertelschlag die volle vergangene Stunde nachgeschlagen. Genauer gesagt, zuerst wird jedes Viertel einzeln angeschlagen. Nach diesem Viertelschlag wird auf einer anders klingenden Tonfeder die derzeitige Stunde nachgeschlagen.
 
Das sind übrigens in 24 Stunden zusammen 864 Schläge (!)  
 
Beispiel: Es ist 18:45. Es erfolgen drei einzelne Schläge auf einer höher tönenden Tonfeder für die drei vergangenen Viertelstunden. Gleich anschließend erfolgen sechs Schläge auf einer tiefer gestimmten Tonfeder, da man sich in der sechsten Stunde befindet.
 
Um 19:00 erfolgen zuerst 4 Schläge auf der hohen Tonfeder für 4 vergangene viertel Stunden. Anschließend 7 Schläge auf der tiefen Tonfeder für die siebente Stunde.
 
Normalerweise sind diese 4/4 Schlagwerke mit einer Repetier-Funktion ausgestattet. D.h. dass aus dem Uhrgehäuse ein dünnes Schnürchen nach unten heraus hängt. Zieht man daran, wird die zuletzt geschlagene Zeit akustisch geschlagen.
 
 So konnte man in der Nacht ohne Kerzenlicht (Auch Strom gab es ja noch nicht) die Uhrzeit auf eine viertel Stunde genau hören (!)
 
Es gibt allerdings auch 4/4 Schlagwerke OHNE den vollen Stunden-Nachschlag um viertel, halb und dreiviertel.  
 
 
 
 
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Durch Ziehen der Repetierschnur - am Gehäuse rechts - konnte z.B. im dunkeln die Zeit auf eine viertel Stunde genau akustisch geschlagen werden.
 
Das Schlagwerk ist ein sog. Rechenschlagwerk.
Im Gegensatz zu den typisch französischen Pendulenwerken mit ihrer Schlagwerksteuerung über eine Schlossscheibe, können die Zeiger hier problemlos auf die neue Zeit - nach evt. stehen bleiben des Uhrwerks - gestellt werden. Die richtige Schlagfolge synchronisiert sich hier automatisch.
 
 
Funktion eines Rechenschlagwerks
 
 
 
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Diese Werke sind unter dem Namen "Wiener Stockuhrwerke" allgemein bekannt. Es sind dauerhafte, lebendige Uhrwerke, welche bei sachgemäßer Instandsetzung die damit ausgestatteten Uhren zu freundlichen Zimmergenossen machen. Fotos etwas weiter unten....
 
Das Zifferblatt besteht aus Kupfer mit einer Emailschicht, röm. Ziffern und gebläuten Stahlzeigern.
 Die Uhrwerksplatinen sind meist viereckig mit abgeschrägten Ecken.
 
 
 
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Als Hemmung ist eine Hakenhemmung - auch Ankerhemmung oder Clementhemmung genannt - eingebaut.
 
Das sehr leichte Messing-Zierpendel ist fadenaufgehängt, dieser Faden kann durch verdrehen einer Vierkant-welle über der "12" in der Länge verändert werden.
Dadurch wird auch die aktive Pendellänge beeinflusst, und damit das Uhrwerk schneller od. langsamer gestellt.
 
Die Phantasie der Gehäusemacher hat sich bei den Österreichischen Portaluhren nach allen Richtungen ausgelebt. Einfache, strenge Aufbauten nach den französischen Vorbildern, wechseln mit einreihigen Säulenkolonnaden vor Spiegelhintergründen ab. Beispiel siehe hier --->    
 
Bald hängt der Uhrkörper nach unten, bald thront er über den Säulen wie bei einem barocken Klosterportal.
Einfache gebeizte Hölzer und kostbare Maserhölzer, Alabaster, Marmor und Bronze werden an den verschiedensten Plätzen verwendet, nicht selten sind Aquarellminiaturen zu finden.
 
Neben diesen schon standardisierten Stockuhrwerken haben die Wiener Meister in der ersten Hälfte des
19. Jahrhunderts auch nicht selten Einzelwerke hergestellt.
Diese sind nicht wie üblich viereckig, sondern meist auf runden Platinen aufgebaut und vielfach von hervorragender Handwerksarbeit.
 
Dabei finden sich eigenwillige Kalendersysteme, kunstvolle Skelettwerke (durchbrochene Platinen) und hier und da sogar kurze Gewichtsantriebe an Stelle der Federn. Diese Meisterwerke haben meist 8 Tage Gangdauer, statt nur 40 Stunden wie bei den einfachen Werken.
 
 
 
Beispiel eines typischen viereckigen Viertelschlag Uhrwerks
für Wiener Portaluhren bzw. Empire Kommodenuhren um 1820-30
 
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Foto links oben:
Ansicht der Vorderplatine vor der Restaurierung
 
Foto links unten:
Ansicht der Vorderplatine nach der Restaurierung
 
Foto unten:
Kompl. demontiert
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Ansicht der Vorderplatine
 
Mit Kadraktur für Vierviertelschlagauslösung
Kadraktur = Die Gesamtheit der meist vor dem Werk angebrachten Teile eines Schlag-, Repetier-, Spiel- oder Automatenwerkes.
 
Viertelstiege starr, Stundenstiege springend gekuppelt.
Rückhalt für Spielwerksauslösung, so daß letzteres genau nach dem Ende des Stundenschlagens nach der ganzen Stunde einsetzt.
 
Der kurze, rechts oben herausstehende, durchbohrte Hebel dient zum Einhängen einer Schnur, an der man zieht, um das Werk nachschlagen zu lassen.
Der eigenartige Anker des Wiener Stockuhrganges nur teilweise sichtbar.
 
Ansicht der Rückseite
 
Man beachte die Konsole für die Pendelbefestigung mit
 
Seidenfadenschlaufe und Lagerträger für die durchgehende Welle, um
 
Schlaufenlänge durch Auf- oder Abwickeln zu verändern.
 
 
 
 
Infos zu Wiener Portaluhren mit einer
großen Bildergalerie finden Sie hier !    
 
 
 
 
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Antiquarische Büchersuche z.B. hier: http://www.zvab.com/index.do   oder   http://www.abebooks.de/
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Frederick Kaltenböck
"Die Wiener Uhr"
 
Callwey-Verlag 1988 - 261 Seiten - ISBN 3 7667 0899 6
Die Zielsetzung dieses Buches ist eine umfassende Darstellung der Produktion
von Klein- und Großuhren im Wiener Raum.
 
Der Autor stellt die Entwicklungsgeschichte des Uhrmacher Gewerbe in Wien anhand
von Abbildungen und Skizzen im Text in Verbindung mit historischen und soziologischen Fakten.
 
Der Schwerpunkt dieses Buches liegt im Bilderteil mit Taschen - , Phantasie - , Reise - , Pendel - , Dachl - , Laterndl - und Kutscher Uhren.
Außerdem ist im Buch ein Namensverzeichnis der Wiener Uhrmacher dieser Zeit enthalten.

 

 
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Inhaltsverzeichnis